Gedichte-Sucher

Klarer Fall: Wenn der Schatz Geburtstag hat, soll ein Gedichterl her. Also Internet angebohrt, Google befragt und Google sagt: Gehe zu Gedichte für alle Fälle. Jo mei: 300 Geburtstagsgedichte. So alt wird doch keiner.

Immerhin wird nach "Fällen" sortiert. Da gibt's natürlich reihenweise runde Geburtstage: Gedichte zum 30., 40., 50. usw. Die braucht ich schon mal nicht zu lesen. Dann was Interessantes: Kurzgedichte zum Geburtstag heißen Geburtstagssprüche. Bei Sprüchen hab ich bisher eher an Ungereimtes gedacht. Aber was Kurzes war mir gerade recht. Hab auch was gefunden, verrat aber nicht was;-)

Statt dessen geb ich einen Tipp für ein Geburtstagsgedicht in einer schwierigen oder am Anfang stehenden Beziehung. Justinus Kerner hat den Stein des Weisen dafür gefunden:

Kein Geburtstag

Wann du geboren, weiß ich nicht,
will’s wissen nicht, wenn ichs auch fände,
sei mir ein Kreis, ein ew’ges Licht,
wie ohne Anfang, so ohn’ Ende!

Aufgrund eines Kommentars zum ersten Blogbeitrag kam ich auf die Idee mal was Ausführliches zu Ringelnatz zu machen, um zu zeigen, dass Ringelnatz mehr konnte als komisch zu sein. Zum Glück kann ich mir die Arbeit sparen, den Artikel gibt's schon. Nicht in einem Blog, sondern bei einer klassischen Website: Das Lyrik-Lesezeichen hat einen Ringelnatz-Artikel zu bieten, der aus meiner Sicht keine Wünsche offen lässt.

Geschildert wird der Werdegang von den Anfängen als Hans Bötticher mit Kindergedichten über den Komiker im Seemannskostüm alias Kuttel Daddeldu bis zum leider vorzeitigen Ende als durchaus philosophischer Dichter.

Als Kronzeuge für den Dichter Ringelnatz fungiert Erich Kästner:

"Es ist so traurig, dass sich die meisten gewöhnt haben, über Ringelnatz als einen Hanswurst und Suppenkasper zu lachen. Merken denn so wenige, dass man keine Kabarettnummer, sondern einen Dichter vor sich hat?"

Da Kästner selbst humorverdächtig ist, mag man diese Äußerung vielleicht nicht ganz glauben. Doch die eingestreuten Ringelnatz-Gedichte aus den letzten Lebensjahren zeigen, dass hier ein Dichter am Werk war, kein Komiker.

Gedichte werden seit jeher ganz besonders zu einem einzigen Zweck verfasst: Um zu bezirzen. Da gibt's nun gar kein Vertun von wegen Kultur und hochgeistigen Ansprüchen. Nein, Gedichte haben oft nur ein Ziel: Weiche Knie.

Wer nun im Internet auf der Suche nach ein bisschen Nachhilfe im Weiche-Knie-Erzeugen ist, sollte sich nicht verwirren lassen von der Vielzahl der Möglichkeiten. Die beste Liebeserklärung aller Zeiten stammt nicht von Shakespeare, Goethe, Schiller, Heine oder einem der üblichen Verdächtigen. Die beste Liebeserklärung aller Zeiten ist von Ringelnatz.

Und wer das nicht findet, muss halt weitersuchen;-)