Adventsgedicht von Loriot
Eigentlich wollte ich hier mal ein bisschen vorweihnachtliche Stimmung reinbringen. Zu diesem Behufe warf ich Google an, tippte "Adventsged .." ein und bekam in der Vorschlagliste die Suchmöglichkeit "Adventsgedicht loriot" angezeigt. Loriot hat ein Adventsgedicht geschrieben? Tatsächlich, er hat, ein bluttriefendes gar. Nur: Ich kann hier weder das Gedicht bringen, noch einen Link zu den illegalen Fundstellen: wegen dem Urheberrecht. Dass Google zig Fundstellen im Internet für das Gedicht hat und sogar dreimal ein Video bei Youtube dazu, zeigt wie wenig Sorgen sich die meisten ums Urheberrecht machen.

Einer, der sich Sorgen ums Urheberrecht macht, ist der Pirat Dirk, der gerade wegen eines bei Youtube verschwundenen Loriot-Videos in urheberechtliche Tränen ausbrach: Der zweite Tod des Loriot: Von der Bankrotterklärung des Urheberrechts. Loriot gehöre doch zur Kultur dieses Landes, da könnten nicht irgendwelche Erben kommen und diesen Schatz der Öffentlichkeit mit "rigi­des­ten Rechts­mit­teln" entziehen.

Das sind zweifellos Krokodilstränen, die da flossen. Was der Pirat meinte: Er hätte gerne seinen Loriot immer und überall kostenlos zur Verfügung. Seit wann ist Kultur kostenlos?

Aber es kommt noch besser: Es wäre ja erst der wirtschaftliche Wert von Loriots Werken durch das Interesse der Gesellschaft entstanden. Also kann man ihr das doch nicht entziehen. Meine Folgerung: Wenn der Wert eines Werkes durch seinen Kauf steigt, dann sollte man jedem Buchkäufer in Zukunft die Hälfte des Kaufpreises erstatten. Natürlich erst nachdem man die Preise verdoppelt hat.

Klar ist das Urheberrecht ein Hindernis. Die 70 Jahre Schutz nach dem Tod des Künstlers sind zweifellos zu lang. Es sollte reichen, wenn auch das letzte Kind eines erfolgreichen Kreativen noch einen guten Start ins Leben bekäme durch seine Werke, also 35 Jahren dürften allemal genug sein. Und irgendwo sollte gesammelt werden, auf wessen Werken niemand mehr Rechte erhebt.

Überhaupt wäre eine zentrale Clearingstelle für den Rechteerwerb ein wichtiger Schritt. Wenn ich tatsächlich meinte, Loriots Adventsgedicht hier präsentieren zu müssen, könnte ich dort das Recht erwerben, müsste nicht erst herausfinden, wer eigentlich Rechteinhaber ist. Auch sollten Standardpreisen gelten, wenn der Preis für ein Werk vom Rechteinhaber nicht festgelegt ist. Aber hier beginnt die Grenze zwischen denen, die meinen das Urheberrecht müsse modernisiert werden, womit sie meinen, alles immer und überall für ihre Zwecke nutzbar, und denen, die einsehen, dass das Urheberrecht überhaupt erst ermöglicht, dass Künstler von ihren Werken leben können. Würde man so eine Clearingstelle einrichten, müsste sich jeder überlegen, ob er tatsächlich bereit wär für die Veröffentlichung eines Werkes auf seinen eigenen Seiten zu bezahlen. Und dann würde sich wahrscheinlich herausstellen, dass nicht das Kopieren (auch Teilen oder Klauen genannt, je nachdem) von Inhalten das Wesensmerkmal des Internets ist, sondern das Verlinken. Warum soll ich etwas auf meine eigenen Seite stellen und dafür bezahlen, wenn ich's genausogut kostenlos verlinken kann?

Dieses zentrale Werkzeug des Internets geht regelmäßig in diesen komischen Urheberrechtsdebatten unter, weil das Habenwollen mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen ist. Da jammert man lieber über böse Erben und fiese Rechtsanwälte und will denen das Handwerk legen, statt mal in den Spiegel zu gucken und sich zu fragen: Muss ich wirklich alles immer an mich raffen?

Und wo ich hier grad das Verlinken preise: Hier gibt's schöne Adventsgedichte unter Beachtung von Urheberrechten. Geht doch.




jeeves am 29.Nov 11  |  Permalink
Überhaupt wäre eine zentrale Clearingstelle für den Rechteerwerb ein wichtiger Schritt. Wenn ich tatsächlich meinte, Loriots Adventsgedicht hier präsentieren zu müssen, könnte ich dort das Recht erwerben, müsste nicht erst herausfinden, wer eigentlich Rechteinhaber ist. Auch sollten Standardpreisen gelten, wenn der Preis für ein Werk vom Rechteinhaber nicht festgelegt ist.

Oh Wunder, sowas gibt's zumindest für Musik: die GEMA; übrigens auch so ein rotes Tuch für all die Alles-umsonst-im-Internet-haben-wollenden.

gedichte-sucher am 29.Nov 11  |  Permalink
Wobei die GEMA anscheinend etwas problematisch konstruiert ist. Ich verfolg das Thema nicht so sehr, hab nur solche Dinge im Hinterkopf wie eine ungerechte Verteilung oder die Einziehung von Geldern auf Verdacht. Da sollte die Clearingstelle, die ich mir vorstelle, doch wesentlich neutraler konstruiert sein. Was einer einzahlt für einen Kreativen sollte mit geringen Verwaltungsabzügen auch dort ankommen. Das Einkassieren bei Nichtzahlern müsste vom einzelnen Auftrag des Rechteinhabers abhängig sein, denn weiterhin sollte auch ein Geschäft direkt zwischen Veröffentlicher und Ersteller möglich sein.