Dienstag, 24. Januar 2012
Schwarzer Humor in Gedichten
Das sieht nicht gut aus: Gibt man bei Google Schwarzer Humor ein, bekommt man nur Witzeseiten. Mit dem Zusatz Gedichte liefert der Suchhase in den Topergebnissen alles, was gut aussieht, weil es ansonsten ziemlich schlecht aussieht. Da kann selbst Google nichts falsch machen. Also:
Schwarzer Humor bei Gedichte für alle Fälle liefert etwa 40 Gedichte, wobei die Definition eher dunkel als schwarz ist. Mit dabei Wilhelm Busch, Ringelnatz, Morgenstern, Tucholsky, aber auch Eichendorff und Goethe.
Das Lyrik-Lesezeichen beschränkt sich auf ein paar herausragende Beispiele von lyrischem schwarzen Humor. Dafür ist der geköpfte Reiher mit Piratenflagge ganz nett.
Und schließlich noch ein Einzelkämpfer des milch- und zuckerlosen Humors: Hans Retep hat vor allem mit dem Essen Schwierigkeiten. Vielelicht weil er aus gleichnamiger Stadt ist?
Und das war's dann schon. Ich sagte ja: Das sieht nicht gut aus. Kann man nur schwarz sehen.


Mittwoch, 11. Januar 2012
Fernsehn tun wir gern sehn, oder?
Angeblich dreieinhalb Stunden am Tag verbringt Otto Normalglotzer vor der Flimmerkiste. Wo sind die Gedichte dazu? Klar, hier ist wieder das Urheberrecht ein Hemmnis. Sicher gibt es auch zum Fernsehen Gedichte von zeitgenössischen Dichtern, aber wer als Dichter was auf sich hält, geht ins Buch, nicht ins Internet. Trotzdem habe ich eine Seite Medien-Gedichte aufgetan, die angefangen bei Matthias Claudius allerlei Gedichtetes zu Papier und Kiste bereit hält. Claudius kündigt eine Zeitung an, Karl Kraus beschäftigt sich mit Kino und Radio, Hans Retep singt ein Loblied auf den Fernseher und ein gewisser Wersch versucht Medientrivialitäten in moderne Lyrik zu verpacken.


Montag, 26. Dezember 2011
Urheberrecht zum Letzten
Da sonst nichts los ist außer dem ganz normalen Weihnachtswahnsinn, hier noch zum Abschluss der Urheberrechtstrilogie ein hanebüchener Artikel zum Thema beim Literaturcafé: Fröhliches Kopieren allerseits: Teuflische Tipps für Texte im Netz.

Nach einem sachlichen Beginn gleitet der Text immer mehr ab in Richtung "Textklauen, aber richtig" ab. Scheint mir ein ziemlich satirischer Frontbericht eines Gedichteschreibers zu sein.


Samstag, 10. Dezember 2011
Gedichte woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Nach den Ausführungen zum Thema Urheberrecht beim letzten Mal, heute eine gute Medizin fürs Finden von Gedichten, die urheberrechtlich unbedenklich sind.

Herr Pommerening rühmt sich Heine, Busch und Storm vollständig gesammelt zu haben. Ernesto Handmann hingegen setzt auf eine thematische Auswahl freier Gedichte. Ebenfalls thematisch gegliedert, aber wesentlich breiter angelegt ist Gedichte für alle Fälle, wo sicher 98-99% der Gedichte gemeinfrei sind. Schließlich gibt es noch zeno.org, wo man nach Autoren geordnet Zugriff erhält. Dort sind gleich ganz Gedichtbände von Dichtern platziert, bekannten und eher unbekannten, aber stets gemeinfrei.


Dienstag, 29. November 2011
Adventsgedicht von Loriot
Eigentlich wollte ich hier mal ein bisschen vorweihnachtliche Stimmung reinbringen. Zu diesem Behufe warf ich Google an, tippte "Adventsged .." ein und bekam in der Vorschlagliste die Suchmöglichkeit "Adventsgedicht loriot" angezeigt. Loriot hat ein Adventsgedicht geschrieben? Tatsächlich, er hat, ein bluttriefendes gar. Nur: Ich kann hier weder das Gedicht bringen, noch einen Link zu den illegalen Fundstellen: wegen dem Urheberrecht. Dass Google zig Fundstellen im Internet für das Gedicht hat und sogar dreimal ein Video bei Youtube dazu, zeigt wie wenig Sorgen sich die meisten ums Urheberrecht machen.

Einer, der sich Sorgen ums Urheberrecht macht, ist der Pirat Dirk, der gerade wegen eines bei Youtube verschwundenen Loriot-Videos in urheberechtliche Tränen ausbrach: Der zweite Tod des Loriot: Von der Bankrotterklärung des Urheberrechts. Loriot gehöre doch zur Kultur dieses Landes, da könnten nicht irgendwelche Erben kommen und diesen Schatz der Öffentlichkeit mit "rigi­des­ten Rechts­mit­teln" entziehen.

Das sind zweifellos Krokodilstränen, die da flossen. Was der Pirat meinte: Er hätte gerne seinen Loriot immer und überall kostenlos zur Verfügung. Seit wann ist Kultur kostenlos?

Aber es kommt noch besser: Es wäre ja erst der wirtschaftliche Wert von Loriots Werken durch das Interesse der Gesellschaft entstanden. Also kann man ihr das doch nicht entziehen. Meine Folgerung: Wenn der Wert eines Werkes durch seinen Kauf steigt, dann sollte man jedem Buchkäufer in Zukunft die Hälfte des Kaufpreises erstatten. Natürlich erst nachdem man die Preise verdoppelt hat.

Klar ist das Urheberrecht ein Hindernis. Die 70 Jahre Schutz nach dem Tod des Künstlers sind zweifellos zu lang. Es sollte reichen, wenn auch das letzte Kind eines erfolgreichen Kreativen noch einen guten Start ins Leben bekäme durch seine Werke, also 35 Jahren dürften allemal genug sein. Und irgendwo sollte gesammelt werden, auf wessen Werken niemand mehr Rechte erhebt.

Überhaupt wäre eine zentrale Clearingstelle für den Rechteerwerb ein wichtiger Schritt. Wenn ich tatsächlich meinte, Loriots Adventsgedicht hier präsentieren zu müssen, könnte ich dort das Recht erwerben, müsste nicht erst herausfinden, wer eigentlich Rechteinhaber ist. Auch sollten Standardpreisen gelten, wenn der Preis für ein Werk vom Rechteinhaber nicht festgelegt ist. Aber hier beginnt die Grenze zwischen denen, die meinen das Urheberrecht müsse modernisiert werden, womit sie meinen, alles immer und überall für ihre Zwecke nutzbar, und denen, die einsehen, dass das Urheberrecht überhaupt erst ermöglicht, dass Künstler von ihren Werken leben können. Würde man so eine Clearingstelle einrichten, müsste sich jeder überlegen, ob er tatsächlich bereit wär für die Veröffentlichung eines Werkes auf seinen eigenen Seiten zu bezahlen. Und dann würde sich wahrscheinlich herausstellen, dass nicht das Kopieren (auch Teilen oder Klauen genannt, je nachdem) von Inhalten das Wesensmerkmal des Internets ist, sondern das Verlinken. Warum soll ich etwas auf meine eigenen Seite stellen und dafür bezahlen, wenn ich's genausogut kostenlos verlinken kann?

Dieses zentrale Werkzeug des Internets geht regelmäßig in diesen komischen Urheberrechtsdebatten unter, weil das Habenwollen mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen ist. Da jammert man lieber über böse Erben und fiese Rechtsanwälte und will denen das Handwerk legen, statt mal in den Spiegel zu gucken und sich zu fragen: Muss ich wirklich alles immer an mich raffen?

Und wo ich hier grad das Verlinken preise: Hier gibt's schöne Adventsgedichte unter Beachtung von Urheberrechten. Geht doch.


Mittwoch, 23. November 2011
Dumme Gänse
Warum gelten Gänse eigentlich als dumm? Wenn man sie in ordentliches Vaus gen Süden ziehen sieht und hört, dann scheint dahinter doch eine ordentliche Intelligenz zu stecken. Wir sind immerhin dumm genug hierzubleiben und Schnee zu schippen. Die Antwort auf die wahrlich weltbewegende Einstiegsfrage liefert ein Gedicht von Friedrich von Hagedorn:

Der Kuckuck und die Lerche

Den Kuckuck fragt die Lerche:
Wie kömmt es, sage mir,
Dass die gereisten Störche
Nicht schlauer sind als wir?

Sie sollen uns beweisen,
Erwidert er und lacht,
Dass nicht das viele Reisen
Die Dummen klüger macht.


Donnerstag, 17. November 2011
Gedichtinterpretation
Gibt es einen größeren Schrecken im Deutschunterricht als die Gedichtinterpretation? Wie viele Dichter sind Deutschland verloren gegangen, weil sie in ihrer Jugend mit Gedichtinterpretationen gequält wurden? Wie immer hilft auch hier das Internet aus. Beim 'Lyrik-Lesezeichen' hat's einen Artikel zum Thema Gedichtinterpretation. Der Artikel selbst ist nicht sehr hilfreich, enthält aber Links zu Seiten, die zuverlässige Informationen bieten, z.B. zu Dichtern und Epochen. Und am Schluss gibt's eine schöne Linkliste mit Seiten, die entweder Anleitungen geben oder fertige Gedichtinterpretationen enthalten. Das 'Lyrik-Lesezeichen' selbst wartet mit einem kleinen Lyrik-Lexikon auf, wo viele Fachbegriffe erklärt werden.


Freitag, 11. November 2011
Dichter-Blog
Von Hans Retep hatte ich hier mal ein Freundschaftsgedicht vorgestellt. Nun sehe ich, dass er inzwischen einen Blog eingerichtet hat. Dort kann man einem Dichter über die Schulter gucken und erfährt, dass so ein Gedicht durchaus mal vier Tage braucht bis es präsentabel ist. Auch interessant, dass man mit Gedichten Geld verdienen kann. Mehr als 1.000 Euro hat Hans Retep für seine im Netz veröffentlichten Texte von der VG Wort erhalten. Höhepunkt ist bisher die Sezierung eines eigenen Gedichtes, das von einer großen Gedichteseite abgelehnt wurde. Hier erfährt man, was sich der Dichter bei seinem Text gedacht hat. Etwas, das man sonst mühselig herausfinden muss - ich sag nur Gedichtinterpretation. Aber was sich der Autor denkt und ein Leser liest, muss nicht das Gleiche sein, wie die Ablehnung des Textes zeigt.


Samstag, 5. November 2011
Die beliebtesten Herbstgedichte
Herbstgedichte gibt es viele. Der Herbst ist ein dankbares Thema mit vielen Facetten. Bei 'Gedichte für alle Fälle' hat's eine Aufstellung der beliebtesten Herbstgedichte, die ich kurz vorstellen will.

Platz eins ist passenderweise Hebbels Herbstbild mit den Anfangszeilen "Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! / Die Luft ist still, als atmete man kaum,". Zwoter ist Fontanes Spätherbst mit den passenden Schlusszeilen "Banne die Sorge, genieße, was frommt, / Eh' Stille, Schnee und Winter kommt." Und dritter darf sich Rilke nennen. Sein Herbsttag beginnt mit der sehr potenten Zeile "Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß."

Bei so viel Herbstromantik nur zu Erinnerung, was den Herbst wirklich ausmacht. Dazu leihe ich mir Charlotten Ahlefelds Worte, die es immerhin auf Platz acht geschafft haben:

Wie mit Flor bezogen ist der Himmel,
Graue Nebel sinken feucht und schwer,
Und der Raben hungriges Gewimmel
Zieht auf Stoppelfeldern hin und her.


Sonntag, 30. Oktober 2011
Romantik mit ohne Romantik
Sage noch einer, das Internet mache nicht klug. Bei www.liebesgedichte-romantik.de lerne ich, dass die Romantiker zwar epochemachend, aber nicht unbedingt romantisch waren, selbst bei ihren Liebesgedichten nicht. Vielleicht sollte man zur Unterscheidung von romantisch noch das Extra-Adjektiv romantikisch einführen. Die Seite selbst bietet eine Auswahl von Liebesgedichten aus der Epoche der Romantik mit Eichendorff, Novalis, Tieck, die üblichen Verdächtigen halt, und für Leute in romantischer Stimmung gibt's auch romantische Liebesgedichte. So hat jedes Töpfchen sein Deckelchen und genau das ist doch das Ziel der Liebe, n'est-ce pas? Und mit diesem Ausflug in eine romanische Sprache ist finis für heut.